Hier werden die Ergebnisse neuer, wichtiger Studien aus dem Bereich der Kardiologie kurz und verständlich vorgestellt.

GLP1-Agonist Semaglutid zur Gewichtsreduktion verbessert auch Herzschwäche -Hemmer STEP-HFpEF-Studie 2024

Semaglutid kann bei Patienten mit Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion (sogenannte HFpEF) UND Übergewicht zu einer stärkeren Verringerung der Symptome und körperlichen Einschränkungen führen.

FAZIT: Es besteht hier eine neue Therapieoption, die Symptomlast zu reduzieren und die Belastbarkeit im Alltag zu verbessern.

Die neue Gruppe von Medikamenten, die zur Diabetes-Therapie entwickelt wurden, kann bei ausgewählten Menschen zu einer relevanten Gewichtsreduktion führen. Nicht jeder Patient ist dafür geeignet und die Entscheidung zur Therapie sollte intensiv mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

GLP-1-Agonist Semaglutid reduziert das Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse bei Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas nach einer Anwendungsdauer von 34 Monaten um 20%, auch wenn diese nicht an Diabetes erkrankt sind. Das zeigen die Ergebnisse der mit Spannung erwarteten und nun bei den Scientific Sessions der American Heart Association präsentierten SELECT-Studie 2023

SGLT2-Hemmer - Diabetes-Medikamente mit Nutzen für Herz- und Nierenschwäche, auch ohne Diabetes. EMPA-REG OUTCOME-Studie

FAZIT: Die Wirkung ist so relevant, dass die Medikamente als "First-line"-Medikament in die neunen Leitlinien 2021 zur Behandlung der Herzschwäche aufgenommen wurden.


Welche Dosis von ASS? ADAPTABLE-Studie 2021

Die Autoren der Studienübersicht kamen zu dem Ergebnis, dass eine tägliche Dosis von 75 bis 81 mg ASS für den Schutz vor kardiovaskulären Ereignissen offenbar ausreichend ist.

FAZIT:
ASS 75 mg ist bereits eine gut Herz-wirksame Dosis



Eine früh rhythmuserhaltende Therapie bei Vorhofflimmern zahlt sich aus. EAST AFNET 4 - Studie 2020.

Bei einer Inzidenz von 3,9% vs. 5,1% pro Jahr entspricht das einer signifikanten relativen Risikoreduktion um 21% durch die frühe rhythmuserhaltende Therapie im Vergleich zur konventionellen Behandlung.

FAZIT: Frühes Vorhofflimmern sollte in einen Sinusrhythmus überführt werden.


Stabile Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK) und nur geringer Durchblutungsstörung profitieren nicht vom Herzkatheter. ISCHEMIA-Studie 2019

Bei stabiler KHK kann eine invasive Revaskularisation zwar nicht die Prognose verbessern, wohl aber die Lebensqualität. Hat der Patient zusätzlich eine Niereninsuffizienz, ist eine Koronarintervention weder prognostisch noch symptomatisch von Vorteil, zeigt die ISCHEMIA-CKD-Studie.

FAZIT: Wer einen Herzkatheter benötigt und wer nicht muss gut geprüft werden.


Diabetes Medikament kann Herzschwäche verbessern - nicht nur bei Diabetikern. DAPA-HF-Studie, McMurray et al., NEJM 2019

Das Diabetes-Medikament Dapagliflozin reduzierte in der Studie signifikant das Risiko für kardiovaskulären Tod oder für die Verschlechterung von Herzinsuffizienz zusätzlich zur Standardtherapie. Zuvor hatte das Medikament bereits ähnlich wie das Medikament Empagliflozin positive Effekte bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung gezeigt.

FAZIT: Die Bedeutung der antidiabetischen Therapie bei KHK und Herzinsuffizienz nimmt zu.


Vitamin D als ungezielte Nahrungsergänzung verhindert keine kardiovaskulären Ereignisse. Barbarawi M et al.,JAMA Cardiology 2019

Die Vitamin D-Gabe bei Patienten mit ausreichenden Werten ist nicht sinnvoll. Bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung oder schwerem Mangel kann diese allerdings notwendig sein.

FAZIT: Vitamin D-Supplementierung ist derzeit "in Mode", sie ist allerdings nicht regelhaft zur Behandlung von Herzerkrankungen erforderlich. Auch muss eine Überdosierung vermieden werden.

Link: www.kardiologie.org

ASS in der PRIMÄRprävention umstritten. ARRIVE und ASCEND-ASS Studie 2018

Der Nutzen von Acetylsalicylsäure (ASS) in der Prävention von Herzinfarkten oder Schlaganfällen OHNE Gefäßerkrankungen ist allenfalls sehr gering. Das Blutungsrisiko ist zudem unter ASS erhöht. Das Gefäßrisiko muss daher wohl individuell abgeschätzt werden, um einen möglichst großen Nutzen aus der Therapie zu erzielen.

FAZIT: ASS sollte nicht grundlos eingenommen werden!

Zu kurzer Nachtschlaf schädigt das Herz. Bengtsson et al. Abstract ESC Kongress Münschen 2018

Männer mittleren Alters, die pro Nacht nur 5 Stunden oder weniger schlafen haben ein doppelt so hohes Risiko, in den folgenden 20 Jahren ein schweres Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleiden, als Männer mit 7 oder 8 Stunden Nachtschlaf.

FAZIT: Nicht erholsamer, zu kurzer Schlaf ist schädlich.

Langzeit-Blutdruckmessung ist wertvoll

Eine ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessung hat in einer Studie die Sterblichkeit besser vorhergesagt als einzelne Blutdruckmessungen beim Arzt. Seit Langem ist bekannt, dass einzelne Messungen ein ungenaues Instrument zur Diagnose der Hypertonie sind. Viele Menschen haben nur zeitweise einen erhöhten Blutdruck, bei anderen fehlt der Abfall der Blutdruckwerte in den Nachtstunden.

FAZIT: Langzeit-Messungen sollten häufiger erfolgen. Auch Selbsaufzeichungen sind oft hilfreich.

Link: https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa1712231

Blutverdünnung bei Vorhofflimmern und Koronarstents? Gibson CM et al., Circulation 2016

Wegen Vorhofflimmern ist häufig aufgrund des Schlaganfall-Risikos eine Blutverdünnung (z.B. Marcumar, Xarelto, Lixiana, Eliquis, Pradaxa) erforderlich. Was aber ist zu tun, wenn ein Stent in ein Koronargefäß implantiert wurde, weil ein Herzinfarkt behandelt oder verhindert werden muss? Der Stent erforderte bisher beinahe zwingend die Behandlung mit ASS und einem zusätzlichen Medikament (z.B. Clopidogrel, Ticagrelor, Prasugrel) über bis zu 12 Monate um sicher den fürhzeitigen Verschluss des Stents zu verhindern. Folge war daher die Behandlung mit 3 blutverdünnenden Substanzen, so dass das Blutungs-Risiko deutlich anstieg. In der PIONEER AF-PCI-Studie wurde nun geprüft, ob auf eine der Substanzen verzichtet bzw. die Dosis reduziert werden kann. Ergebnis: Weniger Blutungen bei unverändert niedrigem Risiko für Schlaganfälle und einen Stentverschluss.

FAZIT: Bei Vorhofflimmern und Stentimplantation ist eine 3-fach Blutverdünnung oft nicht mehr zwingend erforderlich

Link: https://www.kardiologie.org/vorhofflimmern/vorhofflimmern-plus-stent-neue-therapieregime-senken-blutungsris/11047570

Neues Medikament bei Herzschwäche. McMurray JJ et al.: N Engl J Med 2014

Die PARADIGM-HF-Studie zeigt die Überlegenheit der Therapie mit dem Angiotensin-Rezeptor-/Neprilysin-Inhibitor, kurz ARNI, gegenüber der Standardtherapie mit ACE-Hemmern bei einer definierten Gruppe von Patienten mit Herzinsuffizienz.

FAZIT: Der neue Ansatz zur Behandlung der Herzschwäche dürfte für ausgewählte Patienten eine Besserung von Prognose und Symptomen bieten.

Link: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1409077#t=article

Polypille für Gesunde? Yusuf, New England Journal of Medicine 2016

In der "HOPE 3"-Studie wurde der Effekt von zwei möglichen Komponenten einer Polypille getestet: Bluthochdruckmedikamente und Statine - also Cholesterinsenker. Mit den Statinen ließ sich die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Risikopatienten deutlich reduzieren. Zusätzlich gegebene Blutdrucksenker verstärkten den Effekt nur minimal. Das Problem: Anders als erwartet gab es nicht weniger Todesfälle. Cholesterinsenker können bei bestimmten Menschen Schlaganfällen und Herzinfarkten vorbeugen aber sie sorgen nicht generell für ein längeres Leben.

FAZIT: Es überrascht nicht, dass die "Polypille für alle" nicht empfohlen werden kann.

Link: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1600177


Selbsthilfe bei Herzrasen: Bei vielen "supraventrikulären Tachykardien" hilft das optimierte Valsalva-Manöver
Appelboam et al. Lancet 2015

Bei Herzrasen aus dem Vorhof kann in bestimmten Fällen das Valsalva-Manöver (sitzend, angehobener Oberkörper, mäßiger Atemdruck gegen den geschlossenen Mund) über mehrere Sekunden helfen. Deutlich verbessert wird das Manöver, wenn man sich danach hinlegt - die Beine erhöht. Diese einfache Veränderung der Technik führt zu einer Steigerung der Erfolgsrate (normaler Herzrhythmus) von 17% auf 43%.

Link: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=appelboam+lancet+2015


SPRINT-Studie: 120 ist das neue 140 beim Blutdruck, SPRINT Research Group, NEJM 2015

Menschen mit kardiovaskulärer Erkrankung profitieren von einem noch niedrigeren Zielblutdruck als bisher gedacht. Das zeigt die aktuelle SPRINT-Studie. Es wurden 9.361 Patienten (über 50 Jahren) in eine Therapiegruppe mit einem Zielblutdruck von systolisch <120 mmHg oder <140 mmHg zugeteilt. Die Gruppe mit dem niedrigeren Zielblutdruck hatte fast 1/4 weniger Todesfälle und fast 1/3 weniger kardiovaskuläre Ereignisse, so dass die Studie vorzeitig abgebrochen wurde. Doch auch Nebenwirkungen traten häufiger auf.

Schwankender Blutdruck so gefährlich wie Bluthochdruck, Paul Muntner, Ann Intern Med. 2015

Bei Patienten, bei denen der systolische Blutdruck am stärksten schwankte, war das Risiko für tödliche koronare Herzkrankheiten oder nicht letalen Myokardinfarkte um 30 % erhöht. Die Gesamtmortalität stieg sogar um 58 Prozent, das Risiko für einen Schlaganfall um 46 und das für Herzinsuffizienz um 25 %. Auch ein schwankender diastolischer Blutdruck ging in der Studie mit einer Häufung von kardiovaskulären Ereignissen und einer erhöhten Sterblichkeit einher.
Schwankender Blutdruck kann viele Ursachen haben und auch durch andere Erkrankungen verursacht werden, beispielsweise durch Störungen der Schilddrüsenfunktion. Auch in den Wechseljahren können schwankende Blutdruckwerte auftreten. Die Ursachen sollten auf jeden Fall genau abgeklärt und gegebenfalls Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Link: http://annals.org/article.aspx?articleid=2398909i

FAZIT: Starke Blutdruckschwankungen sollten vermieden bzw. abgeklärt werden


Marcumar-Pause: In vielen Fälle vor Eingriffen ohne Probleme möglich, Douketis, N Engl J Med. 2015

Die BRIDGE-Studie zeigt, dass in vielen Fällen eine Marcumar-Pause im Rahmen von operativen Eingriffen möglich ist, ohne dass als Ersatz Heparin verabreicht werden muss. Entschieden werden kann dies aber NUR vom Arzt.

Link: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26095867


Blutdruck: Große Amplitude, großes Risiko, Franklin S, Hypertension 2015, 65:299-305 21.01.2015

Patienten mit isolierter systolischer Hypertonie haben nach einem kardiovaskulären Ereignis vor allem bei weiter Blutdruckamplitude ein hohes Rezidivrisiko. Ein niedriger diastolischer Blutdruck gilt bei diesen Patienten schon länger als Indikator für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Patienten mit niedrigem diastolischen Druck (<70mmHg) hatten im Vergleich zu normalem DBP (70-89mmHg) eine rund fünffach erhöhte kardiovaskuläre Ereignisrate. Der erhöhte Pulsdruck macht den Unterschied. Es waren in erster Linie die Patienten mit niedrigem diastolischen und hohem systolischen Blutdruck (dadurch erhöhter Pulsdruck von > 67 mmHg) auf die das erhöhte Rezidivrisiko in zurückzuführen war.

FAZIT: Neben dem systolischen und diastolisch Blutdruck muss auch deren Differenz, der Pulsdruck beurteilt werden.

Link: http://www.kardiologie.org/blutdruck-grosse-amplitude-grosses-risiko/45430



Survival and long-term outcomes following bioprosthetic vs mechanical aortic valve replacement in patients aged 50 to 69 years. Chiang YP et al. JAMA. 2014;312:1323-9

FAZIT: Mechanische und biologische Aortenklappen offerieren den Patienten exakt die gleichen Langzeitüberlebensaussichten, so das Ergebnis einer kürzlich in JAMA publizierten Arbeit. Patienten können ihre Entscheidung davon abhängig machen, ob sie eher das Reoperationsrisiko gering halten möchten oder ob sie lieber die Blutverdünnung (Antikoagulation) vermeiden möchten.

Link: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1910112


Low-Risk Diet and Lifestyle Habits in the Primary Prevention of Myocardial Infarction in Men: A Population-Based Prospective Cohort Study. Akesson A et al. J Am Coll Cardiol. 2014;64:1299-306.

FAZIT: Wenn 5 gesunde Verhaltensweisen eingehalten werden, können fast 4 von 5 Herzinfarkten bei Männern verhindert werden:
1. Gesunde Ernährung, 2. Allenfalls moderater Alkoholkonsum, 3. Kein Nikotin, 4. Körperliche Aktivität, 5. Gesundes Körpergewicht.
Das gilt für gesunde Männer und für solche mit erhöhtem Cholesterin oder Bluthochdruck.

Link: http://content.onlinejacc.org/article.aspx?articleid=1909605



"Walken für ein längeres Leben": Leisure Time Physical Activity of Moderate to Vigorous Intensity and Mortality: A Large Pooled Cohort Analysis.
Moore S et al. PLOS Medicine 2012

FAZIT: Personen, die zweieinhalb Stunden pro Woche walken gingen lebten im Durchschnitt 3,4 Jahre länger als absolute Bewegungsmuffel. Doch auch schon weniger Bewegung zahlte sich aus: Wer nur die Hälfte der empfohlenen Aktivitätszeit absolvierte, lebte im Durchschnitt immer noch 1,8 Jahre länger als Personen, die gar keinen Sport trieben. Besonders motivierte Teilnehmer, die sogar das Doppelte des empfohlenen Sportpensums schafften, gewannen 4,2 Jahre Lebenszeit hinzu.

Link: http://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1001335


Dr. med. D. Kleinschrot

Dr. med. H. C. Rost, FESC

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